Alois RIEDL
1935
geboren in St. Marienkirchen bei Schärding
seit 1966/67
als Maler und Zeichner tätig
1976
Kulturpreis des Landes Oberösterreich
1983
Staatsstipendium
Lebt und arbeitet in Brunnenthal und Schärding
Ausstellungen
u. a. in Wien, Salzburg, Graz, Linz, München, Köln, Berlin, Frankfurt, Bonn, Zürich, Basel, Brüssel, Dublin
In den späten 1960er Jahren, zu einer Zeit des allerorts proklamierten Bildverbots, schlägt Alois Riedl den Weg der Malerei ein, dem er bis heute treu geblieben ist. Abseits der Positionen von Concept Art, Performance, oder wie vor allem in Österreich der Wiener Aktionisten, die das Tafelbild aus ihrem Kunstbegriff eliminiert haben, malt Riedl "einfach klassische" Gemälde, ohne jeglichen Anspruch auf Modernität, Weltverbesserungsambitionen oder revolutionärem Aufbegehren gegenüber Traditionalismus und Akademismus im Kunstbetrieb.
Ebenso ist ihm die oft zum Thema gestellte Frage nach dem künstlerischen Stil im 20. Jahrhundert - "moderne abstrakte Malerei" oder "konventionelle Figuration"? - fremd. Selbstverständlich verbindet er scheinbare Gegenstände in seiner Malerei miteinander.
Seine Bilder changieren - bis zu den frühen 1990er Jahren - formal zwischen Präsenz der malerischen Mittel in abstrakter Erscheinung und der Bindung an den Gegenstand. Diese Einstellung teilt Riedl etwa mit den großen Vätern der Neuen Malerei, wie vor allem mit Georg Baselitz, der sich mit der Entscheidung, die Motive verkehrt zu malen, die Möglichkeit gewonnen hat, dem Gegenstand treu zu bleiben, aber dennoch mehr Freiheit für das Malerische par excellence zu finden: Wenn die Figur auf dem Kopf steht, ist der Maler vom reinen Abbilden der Vorlage stärker distanziert und dadurch für die Malerei per se freier. Riedl braucht nicht diesen "Trick" der Umkehrung von Oben und Unten, Himmel und Boden - er abstrahiert den Gegenstand, sodass seine Malerei der Gegenstand selbst wird. Nicht die gemalte Farbe ist Mittel zum Zweck, sondern das Motiv steht im Dienst der Malerei.
Riedls vorrangige Gegenstände als Inspirationsquellen seiner Bilder sind zerschlissene Sofas, benutze Fauteuils, klapprige Sessel. Details wie geschwungene Stuhllehnen, dicke Kissen, runde Sitzflächen erinnern in Riedls Malerei häufig noch an das vorgegebene Objekt. Der Rest ist Resultat eines intensiven freien malerischen Akts. Pinselspuren lässt der Künstler bewusst stehen. Zugleich deuten sie das Fragmentarische und Brüchige des Möbelstücks an - auch Spiegelbild der psychophysischen Konstitution der eigenen Befindlichkeit. Es dominiert zumeist die schwere dunkle Form, angereichert mit malerischem Konzentrat, einmal expressiver im Gestus angelegt, ein andermal beruhigt im monochromen opaken Dunkel der schwarzen Farbe.
Riedl ist kein Geschichtenerzähler, kein Dramaturg, er benützt die Malerei nicht als ikonografischen Schauplatz des Pompösen und Aufregenden. Er zieht das scheinbar Unbedeutende, Schäbige, Alltägliche zum Vorwand für seine Malerei vor: er nimmt einen einfachen Stuhl und beseelt ihn, transformiert ihn in einen Zustand piktoraler Bedeutung. Aus einem "Gebrauchsstück" ist ein "Malstück" geworden, wie Kristian Sotriffer in seinem Katalogessay für die Retrospektive im Palais Harrach im Jahr 2000 treffend vermerkt hat.
(Florian Steininger)